Sie heißen Spins, Loops oder Squirts und spielen sich auf der perfekten Welle auf der Kajakstrecke am Illerkanal oder im Donaubad ab. Einer, der diese Elemente schon perfekt beherrscht, ist der erst 16-jährige Tim Rees aus Ulm, der jüngst bei den Weltmeisterschaften in Nottingham der Junioren-Weltmeister im Freestyle-Kajak wurde. Schauplatz heute war das Sprungbecken im Donaubad Ulm / Neu-Ulm.

Harte und lange Trainingseinheiten in den langen Wintermonaten waren Teil der Vorbereitung. Unter anderem fanden diese Einheiten auch im 25m-Schwimmbecken des Erlebnisbads vom Donaubad statt, wo er bis zu viermal in der Woche nach den Öffnungszeiten trainierte. Dabei ist ein ausgetüftelter Kür-Lauf entstanden, der aus bis zu zwölf Technikelementen besteht und perfekt ausgeführt sein muss. Für den Gymnasiasten der Robert-Bosch-Schule in Ulm offenbar kein Problem. Schon mit 16 Jahren ist Tim Rees Weltmeister bei den U18-Junioren im Freestyle–Kajak. Welche sportliche Zukunft steht ihm noch bevor? Die Trainer, hier bei den Ulmer Paddlern, aber auch in der Nationalmannschaft sowie die Kadertrainer im spanischen Girona oder im britischen Nottingham, wo Tim Ress vor der EM oder WM für je einen Monat lebt und trainiert, sind von seinem großen Talent und seiner Hartnäckigkeit überzeugt.

„Biss und Zähigkeit gehören schon dazu, vor allem im Winter, wenn der Trockenanzug im Training nach einer halben Stunde nicht mehr warm genug hält und man nur noch mit den Zähnen klappern kann“, erzählt Tim Rees frei von der Leber weg, allerdings heute im Donaubad bei 32 Grad im Schatten. Da ist man gerne im Wasser, Tim Rees zeigt seine Saltos und Trophy Moves – so genannte Eigenkreationen. Der Fotograf der heimischen Zeitung will noch näher ran, nach Tims Anfahrt mit anschließendem Salto sind Fotoapparat und sein Inhaber nass. „Der Salto ist ja noch das einfachste Element“, sagt Tim. Alle lachen. Der erst 16-jährige Tim Rees ist – ja, man kann es kaum glauben, neben des Beckens auch ein Medienprofi, denn die lange Zeit weg von daheim bei den großen Wettkämpfen lassen einen Jungen offenbar selbstbewusst und eigenständig werden.

Die Familie bleibt im Hintergrund. Mama Julia sagt, sie wäre nur die Fahrerin für Tim, etwa von Mähringen vor den Toren Ulms zu den Trainings am Illerkanal gegenüber des „Wintercamps“ Donaubad. Auch der zwei Jahre ältere Bruder und der Papa stehen voll hinter Tim, sind aber nicht bei den großen Wettkämpfen dabei. „Ich hätte dann immer die Überlegung, dass ich mich um sie kümmern muss, aber ich will mich ganz auf den Wettkampf fokussieren“, sagt Timm, der dafür im Gegenzug auf dem elterlichen Bauernhof mithilft. Wenn jüngst 10.000 Menschen in Tims Element die Donau „nabaden“, hilft Tim seinem Vater auf dem Feld das Grummet, also das Heu, einzufahren – und hier huscht Tim doch glatt ein schwäbischer Satz heraus, wenn er davon stolz erzählt. Er sitzt nicht nur fest in seinem Kajak, sondern steht genauso fest mit beiden Beinen auf dem Boden. Manch einer würde nach einem WM-Titel die Nase höher tragen, aber Tim sagt, dass er dann die Welle nicht mehr sehen würde, erzählt er danach lachend im Bistro & Cafe StadtRand im Erlebnisbad.

Seit er neuneinhalb Jahre alt ist, sitzt er im Kajak, gleich zwei Jahre später im Freestyle – das Karbon-Boot kostet rund 3.000 Euro. Vielleicht findet sich ja ein Sponsor, ein Unternehmen, dass Tim Rees als Ausbildungs-Botschafter einsetzen will. Sportlich jedenfalls steht sein nächstes Ziel schon fest: die WM im kommenden Jahr in Columbus (Ohio) in den USA. Und auch für die Wintertrainingseinheiten steht das Donaubad schon fest.
Info-Kasten

Tim Ress ist auch für eine große Öffentlichkeit zu sehen. Er gibt einige Präsentationen bei der großen Poolparty im Donaubad, Samstag, 30. Juli 2022 von 14.00 bis 18.00 Uhr. Er wird von 15.00 Uhr bis 16.30 Uhr anwesend sein.